Jesus war auch ein Flüchtling
Als Maria und Josef, auf ihrer Fahrt nach Norden, von einem Zugbegleiter der Deutschen Bahn kurz vor Schleswig kontrolliert wurden, war es geschehen. Sie mussten peinlich bekennen, dass sie keine Mund-Nasen-Masken dabei hatten – eigentlich auch keine käuflich erworben hatten – denn ihnen fehlte das nötige Geld. So mussten sie wohl oder übel am Bahnhof in Schleswig den Zug verlassen, nach dem ein Bundespolizist noch eifrig ihre Personalien notiert hatte.
Was war passiert?
Joseph hatte mal wieder im Internet einige kritische Webseiten besucht. Das hatte der örtliche Geheimdienst bei einer seiner üblichen Kontrollaktion festgestellt. Er und Maria wurden deshalb zum Rapport an ihren Geburtsort nach Idstedt bestellt. Hier sollten sie Rede und Antwort über ihr verwerfliches Tun geben. Nun endete ihr unfreiwilliger Ausflug aber abrupt in Schleswig. Wie sollten sie nun nach Idstedt gelangen?
Vor dem Bahnhof stand ein alter Mann. Er befragte beide nach ihrem Begehren. Sie erklärten dem Fremden ihr Ziel. Er erklärte sich bereit, ihnen sein Tandem zu leihen. Dies aber nur in der Absicht, später ihr wahres Tun genauer beleuchten zu können. Nach einer halben Stunde gelangten sie, den berühmten Ochsenweg nutzend, nach Idstedt-Kirche. Da die Kirche verschlossen war, machten sie sich in Richtung Dorfmitte auf.
Der Ort war zu dieser Jahreszeit adventlich beleuchtet. Vor einigen Häusern leuchteten Lichterketten oder andere Illuminationen. Als sie an eine der Haustüren klopften, um nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu fragen – man muss wissen Maria war hochschwanger – wurden sie an ein Mitglied der SPD verwiesen. Der hätte sicherlich ein Zimmer frei. Unglücklicher Weise waren aber alle Räumlichkeiten dort belegt, da aus familiären Anlass alles für den Eigenbedarf gebraucht wurde.
Da fiel ihr Blick auf einen Stern über dem Idstedter See. Er stand hell erleuchtet über einer Hütte am Südufer. Zum Glück waren Angler bei der Hütte. Sie verkauften Karpfen, wie immer zu dieser Jahreszeit. Sie luden Maria und Josef zu sich in die Hütte, wo sie später ihr Kind gebar. Alle freuten sich über den neuen Erdenbürger in Idstedt. Maria und Josef zogen aber bald weiter, weil sie sich nicht der Internetkontrolle stellen wollten. Irgend jemand hatte ihnen auch geraten, sich vor dem „alten Mann“ in acht zu nehmen, der fürchtete nämlich, dass das Neugeborene bald seine Stelle einnehmen könne.
Gut unterrichteten Kreisen konnte man entnehmen, dass „die Drei“, nach dem sie den dänischen „Grenzzaun“ überbewältigt hatten, in Schweden vorübergehend Asyl fanden. Danach verliert sich ihre Spur. Die Angler in Idstedt, treffen sich seit dem alljährlich immer wieder an der Fischerhütte und verkaufen dort Karpfen und Räucherware. Auch in diesem Jahr, kann man ihren aufopferungsvollen Einsatz vor Ort miterleben.